Aus f&uumlr; die Laus

Medizinprodukte gegen Kopflausbefall

Neben den drei insektizid wirksamen Arzneimitteln sind seit einigen Jahren auch diverse Produkte mit physikalischem Wirkprinzip am Markt verfügbar. Hierbei handelt es sich ausnahmslos um Medizinprodukte beziehungsweise Kosmetika, die kein der Arzneimittelzulassung entsprechendes Verfahren zur Feststellung der therapeutischen Qualität durchlaufen haben. Gab es im Jahr 2002 rund 7 Präparate, davon 3 mit geprüfter Qualität, so sind es heute rund 21, darunter 15 Medizinprodukte, von denen wiederum nur 2 behördlich nach Infektionsschutzgesetz geprüft und anerkannt sind. Dabei handelt es sich um zwei Produkte mit Dimeticon (NYDA, Jacutin Pedicul Fluid).

Ein weiteres, ursprünglich anerkanntes Medizinprodukt mit Sojaöl und waschaktiven Substanzen auf Basis von Kokosöl (Mosquito med Läuseshampoo) ist seit Juli 2014 nicht mehr im Handel erhältlich. Das Nachfolgeprodukt (Mosquito med Läuseshampoo 10) wird mit einer kürzeren Einwirkzeit von nur noch zehn Minuten statt - wie beim bisherigen Produkt - zweimal 30 Minuten beworben. Allerdings enthält der Nachfolger als wirksame Bestandteile Mineralöl, Aufschäumungsbestandteile sowie Parfüm. Ein Prüfungsantrag beim Umweltbundesamt wurde nicht gestellt, sodass das neue Produkt nicht den Status eines nach Infektionsschutzgesetz anerkannten Kopflausmittels besitzt.

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Medizinprodukte auf pflanzlicher oder Alkohol-Basis

Pedikulozide auf pflanzlicher Basis enthalten ätherische Öle (z.B. Kokosnussöl, Anisöl, Ylang-Ylang-Öl, Andirobaöl, Rapsöl, Mandelöl, Neemöl, Lavendelöl, Teebaumöl, Pelargoniumöl), die meist mit anderen Phytotherapeutika und Hautpflegesubstanzen kombiniert sind. Ätherische Öle sind komplexe Wirkstoffmischungen mit einem hohen Anteil an Monoterpenen. Für einige Substanzen konnte als Wirkmechanismus eine Inhibierung der Acetylcholinesterase der Laus nachgewiesen werden. Die Wirksamkeit der Öle hängt grundsätzlich von ihrer Konzentration sowie der Art des Lösungsmittels ab.

Seit Mai 2014 ist darüber hinaus ein Medizinprodukt auf dem Markt, welches Oktandiol enthält (EtoPril Läuseschaum). Oktandiol ist ein langkettiger zweiwertiger Alkohol, der auch in Körperpflegeprodukten verwendet wird. Der Wirkmechanismus wird als rein physikalisch beschrieben. Oktandiol soll den Chitinpanzer schädigen und auf diese Weise den Wasserhaushalt der Läuse stören. Das Produkt ist nicht nach Infektionsschutzgesetz geprüft und anerkannt und im Gegensatz zur dimeticonhaltigen EtoPril-Lösung auch nicht verordnungsfähig.

Das arznei-telegramm (a-t 10-2014) bemängelt die Datenlage und rät zu einem nach Infektionsschutzgesetz anerkannten Pedikulozid. Die in Deutschland erhältliche Zubereitung wurde nur in einer dreiarmigen randomisierten Studie mit 121 Kindern und Erwachsenen mit mehrheitlich mäßigem oder starkem Kopflausbefall untersucht. Nach zweimaliger Anwendung mit jeweils acht Stunden Einwirkzeit lag die Heilungsrate bei 77,5 Prozent der Teilnehmer. Bei kürzerer Behandlung von nur zwei Stunden sank die Erfolgsrate auf 41,5 Prozent. Entsprechend sieht auch die Gebrauchsinformation für das im Handel befindliche Produkt die längere Einwirkzeit von mindestens acht Stunden beziehungsweise über Nacht vor. Die Behandlung soll nach sieben Tagen wiederholt werden.

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Chemische Medizinprodukte (Dimeticon)

Dimeticone sind polymere Verbindungen aus Silizium und Sauerstoff mit an die Siliziumatome gebundenen Kohlenwasserstoffatomen, typischerweise Methylgruppen (Polydimethylsiloxan). Die Polysiloxane können linear, verzweigt oder zyklisch sein. Je nach Kettenlänge, Verzweigungsgrad sowie Art der am Silizium gebundenen Methylgruppen sind Dimeticone dünnflüssig bis fest und unterscheiden sich in ihrer Oberflächenspannung und Spreitfähigkeit. In Deutschland sind derzeit 7 Dimeticon-haltige Produkte auf dem Markt. Sie unterscheiden sich vor allem in den physikalischen Eigenschaften des Dimeticons, der Konzentration (4-100%), der Zusammensetzung aus unterschiedlich viskosen Dimeticonen. Auch hier ist die Anwendung zum Teil kompliziert und erfordert Einwirkzeiten von bis zu 8 Stunden beziehungsweise über Nacht, was ebenfalls die Compliance beeinträchtigen kann.

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Physikalisches Wirkprinzip

Für ätherische und Silikonöle (Dimeticon) wird ein physikalisches Wirkprinzip angenommen. Die mehr oder weniger viskosen Ölkomponenten dringen über die 14 Atemöffnungen (Stigmen, < 10 µm) tief in das weit verzweigte Atemsystem (Tracheen) der Laus ein und verdrängen den dort vorhandenen Sauerstoff. Der Todeszeitpunkt korreliert mit dem Eindringen der Substanzen in den Tracheenbereich, der den Kopf des Insekts mit Sauerstoff versorgt. Ein anderer Erklärungsversuch geht davon aus, dass eine Unterbrechung der Wasserdampf-Diffusion zum Tod der Laus führt. Kopfläuse können die bei der Blutmahlzeit aufgenommene Flüssigkeit nicht über den Darm, sondern ausschließlich in Form von Wasserdampf über das Tracheensystem abgeben.

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Insektizide Komponenten

Produkte, die nicht insektizid, sondern physikalisch wirken, können gleichwohl insektizide Komponenten aufweisen. Ihr Einfluss auf die Wirksamkeit der jeweiligen Produkte ist bislang ungeklärt. Kokosnussöl zum Beispiel enthält die beiden Fettsäuren Hexansäure (Capronsäure) und Octansäure (Caprylsäure). Beiden Fettsäuren wird bereits in starker Verdünnung eine insektizide Wirkung zugeschrieben. Neemöl wiederum enthält mit Azadirachtin eine insektizide Komponente, die in den Stoffwechsel der Parasiten eingebaut wird und ihre Entwicklung hemmt. Anderen Präparaten werden bestimmte Öle beigemischt, die insektizide Komponenten aufweisen. Ein Produkt mit 92% Gesamt-Dimeticonen zum Beispiel enthält als Duftstoff Boaboöl. Hierbei handelt es sich um Zitronen-Eukalyptus-Öl (Eucalyptus citriodora). Seine diversen chemischen Verbindungen, darunter besonders Citronellyl-Acetat, werden in den USA in einigen patentierten Kopflausmitteln als pestizide Wirkstoffe eingesetzt. Boaboöl enthält darüber hinaus para-Menthandiol, eine Substanz mit nachgewiesener repellenter Wirkung, die unter anderem zur Malariaprophylaxe genutzt wird.

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Natürliche Vitalitätstoleranz

Die Entwicklung von Resistenzen gegenüber physikalischen Einflüssen ist eher unwahrscheinlich. Gleichwohl gilt auch für Medizinprodukte: Eine intensive Durchfeuchtung der Haare sowie das Einhalten der Einwirkzeit sind wichtige Voraussetzungen für den Therapieerfolg. Denn Kopfläuse besitzen eine natürliche Vitalitätstoleranz, die sie bei fehlerhafter Mittelanwendung auch gegenüber physikalischen Einflüssen widerstandsfähig macht. So sind Löuse beispielsweise auf keine konstante Atmung angewiesen. Bei reduzierter Stoffwechselaktivität können sie vorübergehend die Atemfunktion aussetzen. Außerdem sind sie in der Lage, durch Erhöhung des intrathorakalen Drucks Fremdstoffe aus den Tracheen zu entfernen. Besonders bei nicht ausreichender Mittelapplikation kann es insofern zu einer Selektion kommen mit der Folge, dass widerstandsfähige Läuse überleben und sich im Sinne einer Population mit erhöhter Vitalitätstoleranz verbreiten.

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Therapiesicherheit

Insektizidfrei ist nicht gleichbedeutend mit frei von Nebenwirkungen. Gleichwohl werden entsprechende Produkte häufig mit dem vermeintlichen Vorteil beworben, weniger riskant zu sein. Dabei ist zu beachten, dass gerade Medizinprodukte eine relativ junge Therapieoption darstellen. Die Verträglichkeit der eingesetzten ätherischen Öle zum Beispiel ist kaum dokumentiert. Auch besteht für Medizinprodukte keine den Arzneimitteln entsprechende Kontrollpflicht. Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) müssen nur Vorkommnisse gemeldet werden, die zum Tod oder zu einer schwerwiegenden Verschlechterung des Gesundheitszustands geführt haben. Dass auch Pedikulozide mit Dimeticon und/oder Cyclomethicon gefährlich sein können, zeigen indes Berichte aus Deutschland, Österreich und Holland, wonach sich eine Kombination dieser Substanzen zusammen mit dem Haar als leicht entflammbar erwies, wenn der Anwender in die Nähe einer Hitzequelle (z.B. Fön, Durchlauferhitzer) geriet. 2008 veranlassten entsprechende Meldungen das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen zu einer Warnmeldung.

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Pflichtangaben gemäß § 4 HWG:

GOLDGEIST FORTE Lösung.

Wirkstoff: Pyrethrumextrakt. Zusammensetzung: 100 g Lösung enthalten: arzneilich wirksamer Bestandteil: Pyrethrumextrakt 0,3 g Auszug aus Blüten von Chrysanthemum cinerariaefolium (1 : 2,5), eingestellt auf 25 % Pyrethrine mit Isoparaffin, Auszugsmittel: 1. n-Hexan, 2. Methanol / Isoparaffin. Sonstige Bestandteile: 5-[2-(2 Butoxyethoxy)ethoxymethyl]-6-propyl-1,3-benzodioxol (Piperonylbutoxid) 0,7 g, Chlorocresol 0,9 g, Diethylenglycol 40,0 g, Natriumlaurylethersulfat-Lösung 27%, Gereinigtes Wasser, 2-Propanol, Macrogol-6-glycerol-caprylocaprat, Isoparaffine (C13-C14), Geruchsstoffe, Chinolingelb E 104, Phosphorsäure (zur pH-Einstellung). Enthält Chlorocresol. Packungsbeilage beachten. Anwendungsgebiete: Zur schnellen und gründlichen Vernichtung von Läusen und Nissen. Kopfläuse - Filzläuse - Kleiderläuse. Gegenanzeigen: Bekannte Überempfindlichkeit gegen Pyrethrum-Extrakt oder synthetische Pyrethrine vom Allethrin-Typ, Piperonylbutoxid und Chlorocresol oder einen der sonstigen Bestandteile von GOLDGEIST FORTE. GOLDGEIST FORTE nicht auf infizierter oder geschädigter Haut, nicht auf Schleimhäuten oder im Bereich der Augen (z. B. bei Befall der Wimpern) anwenden. Säuglinge nur unter ärztlicher Aufsicht behandeln. Schwangerschaft: Aus Tierstudien liegen keine Anhaltspunkte für eine fruchtschädigende Wirkung von GOLDGEIST FORTE vor. Auch wenn bisherige Erfahrungen an Schwangeren, die mit GOLDGEIST FORTE gegen Kopfläuse behandelt wurden, keine Hinweise auf fruchtschädigende Effekte ergeben haben, sollten Sie GOLDGEIST FORTE nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt anwenden. Bei Kleiderlaus- bzw. Filzlausbefall in der Schwangerschaft sollten Sie GOLDGEIST FORTE wegen nicht ausreichender Erfahrung bei großflächiger Anwendung und möglicher lokaler Effekte nicht benutzen. Stillzeit: In der Stillzeit sollten Sie GOLDGEIST FORTE nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt anwenden. Nebenwirkungen: In seltenen Fällen können lokale Hautreizungen auftreten, vereinzelt Juckreiz und vorübergehende Rötung der behandelten Stellen. Sehr selten Kontakt-Sensibilisierung. Chlorocresol kann allergische Reaktionen hervorrufen. Vorsichtsmaßnahmen und Warnhinweise: Kontakt mit den Augen vermeiden, da Schleimhautreizungen auftreten können. Chlorocresol kann allergische Reaktionen hervorrufen. Dosierung und Anwendungshinweise: Siehe Gebrauchsinformation. Darreichungsform und Packungsgröße: Flasche mit 75 ml (N1), 250 ml (N2), 2x250 ml (N3) Lösung. Apothekenpflichtig.

Eduard Gerlach GmbH 32292 Lübbecke. Stand: März 2007

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