Aus f&uumlr; die Laus

Beratung zur Selbstmedikation

Am häufigsten wird ein Kopflausbefall durch die Betroffenen selbst beziehungsweise – bei Kindern – durch Eltern oder Erzieher festgestellt. Nach einer französischen Studie stellen Ärzte die Diagnose nur in 0,5 Prozent der Fälle; bei 87 Prozent sind es daher auch nicht die Ärzte, sondern Apotheker oder PTA’s, die über das therapeutische Vorgehen beraten. In Deutschland ist die Situation vergleichbar: Jährlich werden etwa ein Fünftel der Kopflausmittel im Rahmen der Selbstmedikation umgesetzt – ohne Verordnung!

Ein empfehlenswertes Kopflausmittel zur Anwendung in der Selbstmedikation erfüllt folgende Anforderungen: Zuverlässige Abtötung adulter Läuse und Larven, ovizide Eigenschaften, das heißt Wirkung gegen die Nissen, gute dermatologische Verträglichkeit, einfache Anwendung, toxikologische Unbedenklichkeit, das heißt keine oder nur geringe Warmblütertoxizität. Beratungsrelevant sind darüber hinaus auch mögliche subjektive Interessen der Verbraucher. Zum Beispiel kann es wichtig sein, über Unterschiede in der Wirkweise und in der Anwendung zu informieren. Selbst bei Präparaten mit gleicher oder ähnlicher Wirkweise gibt es möglicherweise entscheidende Unterschiede.

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Ausschlaggebend ist immer die Gesamtrezeptur

Beispiel: Präparate auf Basis von Chrysanthemenblüten wirken toxisch auf das Nervensystem der Läuse. Dies gilt sowohl für natürlichen Chrysanthemenblüten-Extrakt (Pyrethrumextrakt, Goldgeist forte) als auch für synthetisch hergestellte Analoga (Permethrin, Infectopedicul, Pedimitex, BiomoPedicul). Die Einwirkzeit beträgt jeweils 30 bis 45 Minuten. Der Unterschied besteht in der Restwirkdauer nach dem Auswaschen. Eventuell verbleibende Pyrethrum-Reste zerfallen nach dem Auswaschen innerhalb kurzer Zeit unter Licht- und Sauerstoffeinwirkung. Das Präparat verfügt also über keine Langzeitwirkung auf nachschlüpfende Larven. Insofern ist ein ovizider Effekt unmittelbar gegen die Nissen erforderlich, den Pyrethrumextrakt durch Kombination mit Hilfsstoffen wie besonders Diethylenglykol erzielt. Dagegen verbleiben Restmengen des Permethrin nach dem Auswaschen bis zu zwölf Wochen im Haar. Auf diese Weise werden die Larven primär im Stadium nach dem Schlüpfen erreicht.

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Medizinprodukte kontra Arzneimittel

Neben Arzneimitteln mit insektiziden Wirkstoffen stehen in der Apotheke auch diverse Medizinprodukte zur Bekämpfung von Kopflausbefall zur Verfügung. Beworben werden sie zumeist mit einer angeblich besseren Verträglichkeit für den Menschen. Darüber hinaus sollen sie angeblich auch ein geringeres Risiko zur Entwicklung von Resistenzen aufweisen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass nicht alle Medizinprodukte tatsächlich insektizidfrei sind. Manche Präparate arbeiten mit pflanzlichen Ölen (z.B. Kokosnussöl). Diese wiederum können bestimmte Säuren (Capronsäure, Caprylsäure) enthalten, denen bereits in geringer Konzentration eine insektizide Wirkung zugeschrieben wird. Andere Präparate enthalten metabolisch im Lausorganismus wirksames Neemöl. Es enthält mit Azadirachtin ebenfalls einen insektiziden Bestandteil, der in den Stoffwechsel der Parasiten eingebaut wird und ihre Entwicklung hemmt. Wiederum andere Pedikulozide enthalten als Duftstoffe deklarierte ätherische Öle (z.B. Boaboöl), die insektizide Komponenten wie Citronellyl-Acetat oder das aus der Malariaprophylaxe bekannte para-Menthandiol aufweisen.

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Insektizid bedeutet wirksam gegen Insekten

Selbst als insektizidfrei deklarierte Dimeticon-Präparate wirken im Wortsinne insektizid, sobald sie ihrer Bestimmung nach Kopfläuse abtöten. Der Begriff "Insektengift" ist nicht definiert durch eine insektizide Wirkweise. Vielmehr gilt auch eine physikalische Wirkweise, etwa das für Medizinprodukte in Anspruch genommene Abtöten der Läuse durch Unterbindung der Atmungsfunktion, letztlich als toxische Wirkung. Wie bei insektiziden Arzneimitteln entfaltet sich diese infolge der auf das Zielobjekt abgestimmten Wirkstoffkonzentrationen nur im Organismus der Laus. Es handelt sich bei insektiziden Arzneimitteln oder Medizinprodukten also um sehr selektiv gegen Insekten wirksame Zubereitungen, die bei bestimmungsgemäßer Anwendung für den Menschen ungefährlich sind.

Gleichwohl kann es in seltenen Fällen zu den jeweils in der Packungsbeilage beschriebenen Nebenwirkungen, vor allem allergischen Hautreizungen, kommen. Dies gilt allerdings nicht nur für Arzneimittel, sondern in gleicher Weise auch für Medizinprodukte gegen Kopflausbefall, zumal diese im Vergleich zu den Arzneimitteln oft mit einer deutlich längeren Einwirkzeit von bis zu 24 Stunden verbunden sind. Auch sind einige Medizinprodukte als Spray im Handel. Hier ist die leichte Entflammbarkeit während der Anwendung zu beachten. Dies gilt ferner für Produkte mit Dimeticon und/oder Cyclomethicon. Die getränkten Haare müssen von Zündquellen (z.B. Zigaretten, Gasbboiler, Fön) ferngehalten werden, bis sie wieder trocken sind.

Vorteil der Arzneimittel in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass sie im Gegensatz zu den meisten Medizinprodukten teilweise seit über 30 Jahren mit mit mehr als 200 Millionen Behandlungsfällen erfolgreich eingesetzt werden. Zu ihrer Wirksamkeit und Verträglichkeit existiert also ein langjähriger Erfahrungshintergrund, was zur Beurteilung der therapeutischen Relevanz nicht unbedeutend ist. Anders als bei Medizinprodukten üblich, erbringen insektizide Arzneimittel darüber hinaus den doppelten Nachweis ihrer Unbedenklichkeit bei Anwendung am Menschen im Rahmen der Arzneimittelzulassung sowie noch einmal gesondert im Rahmen der behördlichen Prüfung und Anerkennung nach § 18 Infektionsschutzgesetz.

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Insektizid bedeutet nicht chemisch

Ein weiterer, häufig verbreiteter Irrtum ist, dass Medizinprodukte biologisch-pflanzliche Präparate sind, während insektizide Arzneimittel die chemische Form der Kopflausbekämpfung darstellen. Tatsächlich produzieren sehr viele Pflanzen zum Schutz vor Schädlingen insektizide Substanzen. Bestes Beispiel ist der aus Chrysanthemenblüten gewonnenen Pyrethrumextrakt, ein pflanzlicher Extrakt, der gleichwohl als Arzneimittel zugelassen ist. Andererseits enthalten Medizinprodukte sehr häufig rein synthetisch hergestellte, chemische Wirkstoffe wie zum Beispiel Dimeticon (Polydimethylsiloxan), ein organisches Polymer auf Siliziumbasis.

Für die Vermutung, dass physikalisch wirksame Medizinprodukte keine Resistenzen verursachen, fehlt bislang jeglicher Nachweis. Dagegen könnte sprechen, dass Läuse auf keine konstante Körperatmung angewiesen sind und sich gegebenenfalls erholen. Besonders bei nicht ausreichender Mittelapplikation kann es unter Umständen zu einer Selektion kommen mit der Folge, dass ausschließlich die widerstandsfähigeren Exemplare überleben und sich bei Verzicht auf zusätzliche Anwendungen im Sinne einer resistenten Population weiter verbreiten. Da Medizinprodukte mit physikalischer Wirkung eine relativ neue Therapieoption darstellen, ist das Problem zwar nicht akut, jedoch auf lange Sicht auch nicht auszuschließen. Andererseits werden auch gegenüber den traditionellen insektiziden Arzneimitteln Resistenzen in Deutschland bislang nur vereinzelt vermutet.

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Die richtige Anwendung

Ein besonders wichtiger Beratungsaspekt ist die richtige Anwendung der einzelnen Mittel. Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass Fehler bei der Anwendung hauptverantwortlich sind für Therapieversager. Häufige Fehler sind zum Beispiel eine zu kurze Einwirkzeit, Verdünnung der Präparate mit Wasser, Verwendung zu geringer Substanzmengen und Verzicht auf die Wiederholungsbehandlung. (Therapieschema)

Vorsicht bei schwangeren Frauen, stillenden Müttern, Säuglingen und Kleinkindern: Einige Kopflausmittel sind für diese Patientengruppen kontraindiziert beziehungsweise nur mit Einschränkung zugelassen. Die Therapie mit Pedikuloziden sollte nach strenger ärztlicher Indikationsstellung sowie unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.

Die Beratung zur Selbstmedikation kann sich darüber hinaus auf geeignete Maßnahmen zur Verhinderung einer Neuinfektion beziehen:

  • Entfernen der Nissen mit Hilfe eines engzinkigen Kammes; Auskämmen wird leichter durch vorheriges Spülen der Haare mit einer lauwarmen Lösung aus Essigwasser (1 Teil Haushaltsessig, 2 Teile Wasser)
  • Reinigung benutzter Haarkämme, Haarspangen und Bürsten
  • Handtücher, Kleidungsstücke und Bettwäsche bei 60 Grad waschen
  • Nicht waschbare Textilien und Stofftiere wahlweise zwei Wochen gut verschlossen in einem Plastikbeutel aufbewahren oder eine Stunde bei 45 Grad im Wäschetrockner erhitzen bzw. zwei Tage bei -10 Grad in der Gefriertruhe lagern
  • Teppiche, Autopolster und Sitzmöbel absaugen
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Pflichtangaben gemäß § 4 HWG:

GOLDGEIST FORTE Lösung.

Wirkstoff: Pyrethrumextrakt. Zusammensetzung: 100 g Lösung enthalten: arzneilich wirksamer Bestandteil: Pyrethrumextrakt 0,3 g Auszug aus Blüten von Chrysanthemum cinerariaefolium (1 : 2,5), eingestellt auf 25 % Pyrethrine mit Isoparaffin, Auszugsmittel: 1. n-Hexan, 2. Methanol / Isoparaffin. Sonstige Bestandteile: 5-[2-(2 Butoxyethoxy)ethoxymethyl]-6-propyl-1,3-benzodioxol (Piperonylbutoxid) 0,7 g, Chlorocresol 0,9 g, Diethylenglycol 40,0 g, Natriumlaurylethersulfat-Lösung 27%, Gereinigtes Wasser, 2-Propanol, Macrogol-6-glycerol-caprylocaprat, Isoparaffine (C13-C14), Geruchsstoffe, Chinolingelb E 104, Phosphorsäure (zur pH-Einstellung). Enthält Chlorocresol. Packungsbeilage beachten. Anwendungsgebiete: Zur schnellen und gründlichen Vernichtung von Läusen und Nissen. Kopfläuse - Filzläuse - Kleiderläuse. Gegenanzeigen: Bekannte überempfindlichkeit gegen Pyrethrum-Extrakt oder synthetische Pyrethrine vom Allethrin-Typ, Piperonylbutoxid und Chlorocresol oder einen der sonstigen Bestandteile von GOLDGEIST FORTE. GOLDGEIST FORTE nicht auf infizierter oder geschädigter Haut, nicht auf Schleimhäuten oder im Bereich der Augen (z. B. bei Befall der Wimpern) anwenden. Säuglinge nur unter ärztlicher Aufsicht behandeln. Schwangerschaft: Aus Tierstudien liegen keine Anhaltspunkte für eine fruchtschädigende Wirkung von GOLDGEIST FORTE vor. Auch wenn bisherige Erfahrungen an Schwangeren, die mit GOLDGEIST FORTE gegen Kopfläuse behandelt wurden, keine Hinweise auf fruchtschädigende Effekte ergeben haben, sollten Sie GOLDGEIST FORTE nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt anwenden. Bei Kleiderlaus- bzw. Filzlausbefall in der Schwangerschaft sollten Sie GOLDGEIST FORTE wegen nicht ausreichender Erfahrung bei großflächiger Anwendung und möglicher lokaler Effekte nicht benutzen. Stillzeit: In der Stillzeit sollten Sie GOLDGEIST FORTE nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt anwenden. Nebenwirkungen: In seltenen Fällen können lokale Hautreizungen auftreten, vereinzelt Juckreiz und vorübergehende Rötung der behandelten Stellen. Sehr selten Kontakt-Sensibilisierung. Chlorocresol kann allergische Reaktionen hervorrufen. Vorsichtsmaßnahmen und Warnhinweise: Kontakt mit den Augen vermeiden, da Schleimhautreizungen auftreten können. Chlorocresol kann allergische Reaktionen hervorrufen. Dosierung und Anwendungshinweise: Siehe Gebrauchsinformation. Darreichungsform und Packungsgröße: Flasche mit 75 ml (N1), 250 ml (N2), 2x250 ml (N3) Lösung. Apothekenpflichtig.

Eduard Gerlach GmbH 32292 Lübbecke. Stand: März 2007

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Goldgeist forte
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