Aus f&uumlr; die Laus

Häufige Fragen und Antworten

Bei welchem Befund ist eine Behandlung obligat?

Das Robert-Koch-Institut (RKI) sowie die American Academy of Pediatrics sehen beim Nachweis von Läusen, Larven und weniger als 1 cm von der Kopfhaut entfernten Nissen Behandlungsbedarf.

nach oben

Bei welchem Nissenbefund besteht ein Infektionsrisiko?

Nur bei Nissen, die sich in einem Abstand von weniger als 1 cm von der Kopfhaut entfernt befinden. Bei der Eiablage befinden sich die Nissen direkt an der Haarbasis, dicht über der Kopfhaut. Nach etwa neun Tagen schlüpfen die Larven. Da Kinderhaare im Schnitt 1 cm pro Monat wachsen, sind Nissen, die man in diesem Abstand von der Kopfhaut entfernt findet, bereits mehrere Wochen alt und damit leer. Es besteht kein Infektionsrisiko.

nach oben

Welche Ausweichtherapie besteht bei Schwangerschaft?

Bezüglich der Anwendung von Kopflauspräparaten und der möglichen Nebenwirkungen sind die Angaben der Hersteller sorgfältig zu beachten. Während der Schwangerschaft und in der Stillzeit, bei MCS-Syndrom und Chrysanthemenallergie wird empfohlen, Kopfläuse rein mechanisch durch mehrfaches nasses Auskämmen mit Pflegespülung und Läusekamm zu entfernen.

nach oben

In welchen Fällen ist eine systemische Behandlung indiziert?

Arzneimittel für die systemische Behandlung von Kopflausbefall enthalten als Wirkstoffe entweder makrozyklische Laktone (Ivermectin) oder Antibiotika (Cotrimoxazol). In Deutschland sind sie jedoch nur zum Off-Lable-Use erhältlich. Zur Frage ihrer Eignung für die Kopflaustherapie gibt es unterschiedliche Meinungen. Feldmeier (2006) hält ihre Verwendung bei polyparasitären Patienten für gerechtfertigt, Feldmeier (2006) und Richter (2006) auch bei einer bakteriellen Superinfektion. Maier (2004) hält zumindest Cotrimoxazol für ungeeignet aufgrund schwerer potenzieller Nebenwirkungen (u. a. Stevens-Johnson-Syndrom). Erste Wahl bei unkomplizierten Kopflausfällen sind demnach topisch anzuwendende Mittel.

nach oben

Was bedeutet die Anerkennung nach Infektionsschutzgesetz?

Mittel gegen Kopfläuse gehören zur großen Gruppe der Schädlingsbekämpfungsmittel. Sie werden aufgrund ihres Einsatzes als Arzneimittel beziehungsweise Medizinprodukt oder als Biozidprodukt zugelassen. Mit der Zulassung als Arzneimittel, Medizinprodukt oder Biozid wird vorgegeben, in welchen Fällen und in welcher Art ein Mittel gegen Kopfläuse eingesetzt werden darf. So sind Arzneimittel und Medizinprodukte ausdrücklich für die Anwendung am Menschen bestimmt und zugelassen. Zulassungsstelle für Arzneimittel ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Im Gegensatz zu Medizinprodukten gegen Kopflausbefall wird der therapeutische Nutzen, das heißt die Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit eines Arzneimittels nach anerkanntem Stand der medizinischen Erkenntnis im Rahmen seiner Zulassung per Konformitätsbewertungsverfahren objektiv festgestellt. Für die Zulassung von Medizinprodukten sind die jeweiligen Bundesländer verantwortlich, in denen die Produkte hergestellt werden.

Zum Schutz des Menschen vor übertragbaren Krankheiten können Maßnahmen gegen Kopfläuse von den Gesundheitsämtern angeordnet werden. Bei solchen Einsätzen dürfen nur Mittel verwendet werden, die eine Zulassung als Mittel gegen Kopfläuse erhalten haben und darüber hinaus auch zur Anwendung bei amtlich angeordneten Maßnahmen anerkannt und gelistet wurden. Um in diese Liste aufgenommen zu werden, stellt der Hersteller einen Antrag beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Im Rahmen dieses Listungsverfahrens gemäß § 18 Infektionsschutzgesetz wird geprüft, ob das Mittel gegen Kopfläuse wirkt und diese nachhaltig tilgt. Darüber hinaus werden noch einmal gesondert die Gesundheitsverträglichkeit und die Umweltwirkungen bei sachgerechter Anwendung geprüft. Für die Veröffentlichung der Bekanntmachung der gelisteten Mittel und Verfahren ist das BVL verantwortlich. Sie erfolgt im Einvernehmen mit dem Umweltbundesamt, das die Wirksamkeit der Mittel im Sinne einer Tilgung sowie die Auswirkungen auf die Umwelt prüft, im Einvernehmen mit dem Bundesinstitut für Risikobewertung, das die Auswirkungen der Mittel auf die menschliche Gesundheit prüft und, soweit es sich um Arzneimittel handelt, im Einvernehmen mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Neben der Arzneimittelzulassung ist somit die behördliche Prüfung und Anerkennung nach Infektionsschutzgesetz ein weiterer, die Besonderheiten des öffentlichen Infektionsschutzes berücksichtigender Nachweis für die Wirksamkeit und Verträglichkeit eines Kopflausmittels.

nach oben

Was ist eine KDR-Mutation?

KDR steht für Knock-Down-Resistenz: Bereits Anfang der 90er Jahre wurden Mutationen im Gencode bei Malariamücken entdeckt, die für die Funktion des Natriumkanals in der Zellmembran verantwortlich sind. Die Mutation führt an zwei Positionen zu einer veränderten Aminosäurensequenz, die mit einer fehlenden Bindungsmöglichkeit pyrethroider Wirkstoffe einhergeht. Gewähnlich sorgen Pyrethroide für eine dauerhafte Öffnung des Natriumkanals. Durch den wiederholten Einstrom von Natriumionen werden die Nervenzellen dauererregt, was für Kaltblüter wie Insekten (Warmblüter verfügen über keinen entsprechenden Rezeptor) letale Folgen hat. Durch die fehlende Bindungsmöglichkeit bleiben die Natriumkanäle länger geschlossen, sodass die initiale Wirkung zeitverzögert eintritt beziehungsweise ausfällt. Bei der initialen Wirkung (Sofortwirkung) handelt es sich um den Knock-Down-Effekt, der die Läuse zunächst paralysiert. Von ihm ist jedoch der Kill-Effekt zu unterscheiden. Besonders Pyrethrine (Pyrethrumextrakt) bestehen, anders als etwa die Monosubstanz Permethrin, aus verschiedenen arzneilich wirksamen Bestandteilen, die unabhängig voneinander den Knock-Down- und Kill-Effekt steuern. Insofern beeinflusst eine Knock-Down-Resistenz nicht zwingend auch die klinische Wirksamkeit. Aktuelle Untersuchungen zur Wirksamkeit von Pyrethrumextrakt an Kopfläusen mit Knock-Down-Resistenz bestätigen eine hohe Heilungsrate (Fölster-Holst R et al. The New England Journal of Medicine 2011).

nach oben
 
Goldgeist forte
Login/DocCheck