Aus f&uumlr; die Laus

Arzneimittel gegen Kopflausbefall

Für die Behandlung von Kopflausbefall sind verschiedene Therapieoptionen verfügbar: Man unterscheidet topisch anzuwendende Therapeutika und systemische Regime. Präparate für die systemische Behandlung (z.B. Ivermectin, Cotrimoxazol) sind in Deutschland nur zum Off-Label-Use erhältlich und hauptsächlich für polyparasitäre Patienten oder bei schweren bakteriellen Superinfektionen der Kopfhaut indiziert. Für die herkömmliche Behandlung werden äußerlich anzuwendende Präparate bevorzugt.

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Behördlich geprüfte und anerkannte Kopflausmittel

Über die Wirksamkeit von Kopflausmitteln in Deutschland gibt es nur wenige publizierte Daten. Studien aus dem Ausland sind nicht aussagekräftig, da sich die getesteten Präparate in Wirkstoffkonzentration und/oder Art der Zubereitung von hiesigen Kopflausmitteln unterscheiden. Verwendet werden daher primär solche Mittel, die behördlich geprüft und für die Verwendung nach § 18 Infektionsschutzgesetz (Entwesung) anerkannt sind. Die Prüfung obliegt dem Umweltbundesamt und entspricht dem Niveau klinischer Studien. Anhand von Kleiderlausstämmen wird festgestellt, ob das jeweilige Mittel eine ausreichende Sofortwirkung (100-prozentige Mortalität) gegen mobile Läuse hat. Ein ovizider (eiabtötender) Effekt ist nicht zwingend erforderlich. Es reicht aus, wenn durch Residual-Effekt oder Wiederholungsbehandlung das Überleben nachschlüpfender Larven sicher ausgeschlossen werden kann.

Nach § 18 Infektionsschutzgesetz geprüfte und behördlich anerkannte Arzneimittel gegen Kopflausbefall sind Goldgeist forte (Pyrethrumextrakt), Jacutin Pedicul Spray (Allethrin) und Infectopedicul (Permethrin).

P. Nenoff et. al. Der Hautarzt 2009; 60(8): 663-673 nach oben

Pflanzliche Pedikulozide (Pyrethrumextrakt)

Goldgeist forte ist eines der am häufigsten eingesetzten Kopflauspräparate in Deutschland. Das Umweltbundesamt bescheinigt eine schnelle und gute Wirksamkeit gegen alle Entwicklungsstadien der Läuse (Habedank B., Klasen J. Kopflausbefall: Fortbildung für den öffentlichen Gesundheitsdienst. Berlin 22.-24.03.2006). Zwei unter anderem in der Monatsschrift Kinderheilkunde (11-2006) notierte Umfragen der Eduard Gerlach GmbH unter 273 Ärzten mit insgesamt 10.976 Behandlungsfällen pro Jahr sowie unter 140 Müttern und Vätern ergab eine Therapiezufriedenheit von 96 Prozent bei den Medizinern und 93 Prozent bei den Eltern (s. Grafik). Goldgeist forte enthält den Wirkstoff Pyrethrum. Dabei handelt es sich um einen Extrakt aus Chrysanthemenblüten. Arzneilich wirksame Bestandteile sind hauptsächlich zwei Esterverbindungen (Pyrethrine I+II), die bei Läusen sowohl zu einem Knockdown-Effekt (Bewegungsunfähigkeit) als auch zu einem Kill-Effekt (Tod) führen. Laut Umweltbundesamt hat der Extrakt den Vorteil einer kurzen Halbwertzeit (Habedank B., Klasen J. Kopflausbefall: Fortbildung für den öffentlichen Gesundheitsdienst. Berlin 22.-24.03.2006). Eventuell nach dem Auswaschen verbleibende insektizide Substanzreste werden unter Licht und Sauerstoff binnen kurzer Zeit abgebaut und verbleiben nicht, wie bei Langzeit-Pyrethroiden, über mehrere Wochen im Haar.

In Goldgeist forte wirkt Pyrethrumextrakt synergistisch mit bestimmten Hilfsstoffen: Piperonylbutoxid (PBO) verstärkt als Antioxidans den Knock-Down- und Kill-Effekt der pharmakologisch wirksamen Pyrethrine durch Eingreifen in den Entgiftungsprozess der Laus. Dies erfolgt durch Blockade der mischfunktionellen Oxygenasen, durch die Pyrethrine in vivo metabolisiert werden. Ein weiterer Vorteil: Durch die Zugabe von PBO wird die Entwicklung metabolischer Resistenzen erschwert. Piperonylbutoxid gilt als verlässlicher Resistenzbrecher selbst bei bereits vorhandenen Resistenzen (Hoffmann G. Zbl. Bakt. Hyg. 1987). Diethylenglykol (DEG) wirkt exikkierend auf die Nissen und verbessert die Zugänglichkeit ihres Inhalts (Nymphe) durch osmotische Perforation der Nissenschale. Auf diese Weise erreicht Pyrethrumextrakt in der Formulierung von Goldgeist forte ein möglichst breites Wirkspektrum, das nicht nur mobile Läusestadien einschließt, sondern auch die Eier (ovizide Wirkung).

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Synthetische Pedikulozide (Lindan, Allethrin, Permethrin)

Lindan-haltige Arzneimittel (z.B. Jacutin Gel) spielen aufgrund dokumentierter Schadwirkungen einschließlich Todesfällen heute keine Rolle mehr in der Behandlung von Kopflausbefall. Entsprechende Präparate sind seit 2008 europaweit verboten. Allethrin-haltige Arzneimittel sind in Deutschland als Spray-Zubereitung erhältlich (Jacutin Pedicul Spray). Sie bergen das Risiko einer Aufnahme der Inhaltsstoffe über die Lunge sowie die Gefahr von Verpuffungen mit der möglichen Folge schwerer Verbrennungen. Das Arzneimittelkursbuch 2010/11 rät deshalb von der Anwendung ab.

Als synthetisches Langzeit-Pyrethroid steht Permethrin (Infectopedicul) zur Verfügung. Nach dem Auswaschen verbleiben Reste der foto- und sauerstoffstabilen Substanz je nach Formulierung über mehrere Tage bis zu 12 Wochen im Haar und auf der Kopfhaut. Da waschaktive Substanzen die Wirkstoffreste herauswaschen würden, dürfen Anwender ihre Haare während der ersten drei Tage nach Therapie nicht mit kosmetischen Shampoos oder Spülungen waschen. Bei Permethrin ist während dieser Zeit deshalb auch auf die vom Robert-Koch-Institut empfohlene Methode zu verzichten, bei der die Haare vor dem Auskämmen mit einer kosmetischen Spülung nachbehandelt werden sollen.

Durch den Langzeiteffekt sollen nachschlüpfende Larven erreicht und abgetötet werden. Messungen des Umweltbundesamtes ergaben allerdings, dass Permethrin Läuse sehr langsam abtötet und Weibchen nach der Behandlung noch Eier ablegen können. Darüber hinaus fällt die Langzeitwirkung bereits nach wenigen Tagen in einen für Läuse subletalen Bereich- zu einem Zeitpunkt, an dem noch entwicklungsfähige Larven schlüpfen können. Aufgrund der nachlassenden Dosierung kann es zu einer selektiven Wirkung kommen, bei der widerstandsfähige Larven unter Umständen überleben und sich bei Verzicht auf eine zweite Applikation als Pyrethroid-resistente Population weiter verbreiten. Pyrethroid-Resistenzen treten allerdings vorrangig in den europäischen Nachbarländern auf. In Deutschland werden sie dagegen bislang nur vereinzelt vermutet.

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Pedikulozide Wirkmechanismen

Langjährige Erfahrung

Pyrethrine (Pyrethrumextrakt) sowie synthetische Pyrethroide (Permethrin, Allethrin) greifen am Nervensystem der Laus an. Sie bewirken eine verlängerte Öffnung der Natriumkanäle in der Zellmembran. Die Repolarisation wird verzögert. Infolge der vermehrten Neurotransmitterfreisetzung kommt es zu repetitiven Entladungen an der motorischen Endplatte. Diese führen zu spastischer Lähmung und schließlich zum Tod der Laus. Lindan (Hexachlorcyclohexan) gehört zu den chlorierten Kohlenwasserstoffen, die über eine Beeinflussung von ATPasen als Nervengift wirken.

Die Humantoxizität der in Deutschland zur Kopflaustherapie zugelassenen insektiziden Wirkstoffe (Pyrethrumextrakt, Permethrin, Allethrin) wird als äußerst gering eingestuft. In den gebräuchlichen Dosierungen werden sie so gut wie nicht dermal resorbiert. Generell ergab sich für Pyrethrumextrakt und synthetische Pyrethoride, dass ihre Netto-Resorptionsrate deshalb gering ist, weil sie bereits in der Haut zu einem großen Teil abgebaut werden. Dies gilt auch bei vorgeschädigter Haut. Die Metabolisierung verläuft mittels Hydrolyse und Oxidation (Cytochrom P 450).

Voraussetzung ist in jedem Fall eine bestimmungsgemäße, topische Anwendung. Aber selbst im Fall der versehentlichen oder unsachgemäßen oralen Einnahme erfolgt eine rasche Metabolisierung in der Leber. Sie umfasst, wie in der Haut, oxidative Prozesse und Hydrolyse sowie zusätzliche Konjugationsreaktionen.

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Malathion

Im Gegensatz zu Pyrethroiden und natürlichen Pyrethrinen ist Malathion ein organischer Phosphorsäureester, der über seinen Metaboliten Malaoxon parasitenabtötend wirkt (Prodrug). Malaoxon bindet irreversibel an das Enzym Acetylcholinesterase und inaktiviert es. In der Folge kumuliert Acetylcholin im Nervensystem, woraus sich eine für Läuse letale überstimulierung ergibt. Laut arznei-telegramm (a-t 8-2012) werden mit einprozentigen Malathion-Shampoos unter verschiedenen Behandlungsregimen überwiegend Eradikationsraten von über 90 Prozent beschrieben. Allerdings wird im europäischen Ausland sowie international neben Permethrin auch über Resistenzen insbesondere gegen diesen Wirkmechanismus berichtet.

Malathion war in Deutschland vor allem in den 80er und 90er Jahre verfügbar, danach lange Zeit nicht mehr. Erst im Juli 2012 erhielt nochmals ein einprozentiges Malathion-haltiges Mittel (Infectopedicul Malathion Shampoo) eine Zulassung als verschreibungspflichtiges Arzneimittel zur Behandlung von Kopf- und Filzläusen. Das Shampoo sollte bei zweimaliger, direkt hintereinander erfolgender Anwendung mit vier bis fünf Minuten Einwirkzeit gegen Läuse in allen Entwicklungsstadien sowie per Residualeffekt auch gegen nachschlüpfende Larven wirken. Das arznei-telegramm (a-t 8-2012) riet seinerzeit mit Verweis auf die unbefriedigende Datenlage zur Wirksamkeit ab und empfahl, einem vom Umweltbundesamt geprüftem und auf der Entwesungsmittelliste gefährtem Präparat den Vorzug zu geben. Inzwischen ist das Malathion-Shampoo in Deutschland nicht mehr im Handel verfügbar.

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Pflichtangaben gemäß § 4 HWG:

GOLDGEIST FORTE Lösung.

Wirkstoff: Pyrethrumextrakt. Zusammensetzung: 100 g Lösung enthalten: arzneilich wirksamer Bestandteil: Pyrethrumextrakt 0,3 g Auszug aus Blüten von Chrysanthemum cinerariaefolium (1 : 2,5), eingestellt auf 25 % Pyrethrine mit Isoparaffin, Auszugsmittel: 1. n-Hexan, 2. Methanol / Isoparaffin. Sonstige Bestandteile: 5-[2-(2 Butoxyethoxy)ethoxymethyl]-6-propyl-1,3-benzodioxol (Piperonylbutoxid) 0,7 g, Chlorocresol 0,9 g, Diethylenglycol 40,0 g, Natriumlaurylethersulfat-Lösung 27%, Gereinigtes Wasser, 2-Propanol, Macrogol-6-glycerol-caprylocaprat, Isoparaffine (C13-C14), Geruchsstoffe, Chinolingelb E 104, Phosphorsäure (zur pH-Einstellung). Enthält Chlorocresol. Packungsbeilage beachten. Anwendungsgebiete: Zur schnellen und gründlichen Vernichtung von Läusen und Nissen. Kopfläuse - Filzläuse - Kleiderläuse. Gegenanzeigen: Bekannte Überempfindlichkeit gegen Pyrethrum-Extrakt oder synthetische Pyrethrine vom Allethrin-Typ, Piperonylbutoxid und Chlorocresol oder einen der sonstigen Bestandteile von GOLDGEIST FORTE. GOLDGEIST FORTE nicht auf infizierter oder geschädigter Haut, nicht auf Schleimhäuten oder im Bereich der Augen (z. B. bei Befall der Wimpern) anwenden. Säuglinge nur unter ärztlicher Aufsicht behandeln. Schwangerschaft: Aus Tierstudien liegen keine Anhaltspunkte für eine fruchtschädigende Wirkung von GOLDGEIST FORTE vor. Auch wenn bisherige Erfahrungen an Schwangeren, die mit GOLDGEIST FORTE gegen Kopfläuse behandelt wurden, keine Hinweise auf fruchtschädigende Effekte ergeben haben, sollten Sie GOLDGEIST FORTE nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt anwenden. Bei Kleiderlaus- bzw. Filzlausbefall in der Schwangerschaft sollten Sie GOLDGEIST FORTE wegen nicht ausreichender Erfahrung bei großflächiger Anwendung und möglicher lokaler Effekte nicht benutzen. Stillzeit: In der Stillzeit sollten Sie GOLDGEIST FORTE nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt anwenden. Nebenwirkungen: In seltenen Fällen können lokale Hautreizungen auftreten, vereinzelt Juckreiz und vorübergehende Rötung der behandelten Stellen. Sehr selten Kontakt-Sensibilisierung. Chlorocresol kann allergische Reaktionen hervorrufen. Vorsichtsmaßnahmen und Warnhinweise: Kontakt mit den Augen vermeiden, da Schleimhautreizungen auftreten können. Chlorocresol kann allergische Reaktionen hervorrufen. Dosierung und Anwendungshinweise: Siehe Gebrauchsinformation. Darreichungsform und Packungsgröße: Flasche mit 75 ml (N1), 250 ml (N2), 2x250 ml (N3) Lösung. Apothekenpflichtig.

Eduard Gerlach GmbH 32292 Lübbecke. Stand: März 2007

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Goldgeist forte
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