Aus f&uumlr; die Laus

Die richtige Kopflaustherapie

Im Kampf gegen Kopfläuse vertrauen immer noch viele Patienten auf so genannte Hausmittel wie Essigwasser oder Heißluft aus dem Föhn. Völlig falsch – meinen Experten und vor allem die für ansteckende Krankheiten zuständigen Bundesbehörden. Mit derartigen Methoden kann man Läuse, die sich mit ihren Klammerbeinen fest an die Haare krallen, und vor allem die Eier (Nissen) nicht aus dem Haar entfernen. Notwendig sind spezielle Kopflausmittel, die es in der Apotheke gibt und deren Wirksamkeit und Verträglichkeit wissenschaftlich untersucht und durch langjährige Erfahrung in der praktischen Anwendung bestätigt wurden.

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Aussagekraft wissenschaftlicher Studien

Wichtig zu wissen: Bei wissenschaftlichen Untersuchungen ist zu beachten, dass nicht alle Kopflauspräparate auch in Deutschland getestet wurden, das heißt an hiesigen Lausstämmen und vor allem exakt in der Formulierung, die auch tatsächlich in Deutschland verwendet wird. Es kann zum Beispiel sein, dass die Tests mit Präparaten im Ausland durchgeführt wurden, die zum Beispiel in der Wirkstoffkonzentration oder der Gesamtzusammensetzung von in Deutschland verwendeten Präparaten abweichen. Am besten fragen Sie hierzu das Apothekenfachpersonal.

Eine weitere Problematik ist die Beeinflussung der Studienergebnisse durch resistente Kopfläuse. Solche Resistenzen sind inzwischen weltweit bekannt. Auch in Deutschland stehen Arzneimittel in der Kritik, dass ihr Wirkmechanismus gegen resistente Läuse nicht mehr ausreichend funktioniere. Tatsache ist allerdings, dass diese Arzneimittel inzwischen auch speziell an resistenten Läusen überprüft wurden. Richtig ist, dass die Resistenzen den Wirkmechanismus beeinflussen. Dies muss jedoch nicht zwangsläufig dazu führen, dass die jeweiligen Mittel das therapeutische Ziel, nämlich eine Tilgung des Lausbefalls, nicht mehr erreichen.

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Wirksamkeit abhängig von der Anwendung

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, die Empfehlungen zur Anwendung streng zu beachten - die des Herstellers auf dem Beipackzettel und darüber hinausgehende Empfehlungen. Zum Beispiel empfiehlt das Robert-Koch-Institut für alle Kopflausmittel ein mehrstufiges Anwendungsschema sowie eine Kombination der Mittelanwendung (chemische Behandlung) mit physikalischen und mechanischen Maßnahmen (nasses Auskämmen in bestimmten Zeitintervallen).

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Arzneimittel und Medizinprodukte

In Deutschland stehen zwei Arten von Kopflausmitteln zur Verfügung: zugelassene Arzneimittel, also Präparate, die hinsichtlich ihrer Wirksamkeit, Verträglichkeit und Wirtschaftlichkeit einer qualitätsabhängigen Zulassung nach Arzneimittelgesetz unterliegen, sowie Medizinprodukte, die ohne eine solche Zulassung und Überprüfung in Verkehr gebracht werden können.

Die zugelassenen Arzneimittel enthalten einen Extrakt aus getrockneten Chrysanthemenblüten (Pyrethrumextrakt) beziehungsweise ähnliche Wirkstoffe, die aber synthetisch hergestellt werden (Pyrethroide). Diese Substanzen wirken auf das Nervensystem der Läuse, machen sie bewegungsunfähig und töten sie dann ab. Die Wirksamkeit entsprechender Mittel wurde wissenschaftlich nachgewiesen und hat sich bei mehr als 200 Millionen bis heute behandelten Patienten bewährt.

Daneben gibt es noch eine Reihe von Kopflausmitteln, die keine Arzneimittelzulassung besitzen, sondern als Medizinprodukte verkauft werden. Bei ihnen wird vermutet, dass die enthaltenen Öle die Atmungsöffnungen der Läuse verkleben. Sie besitzen also eine physikalische Wirkung im Gegensatz zur insektiziden, auf das Nervensystem der Läuse zielenden Wirkung der Arzneimittel. Die in Deutschland erhältlichen Medizinprodukte wirken auf Basis von Dimeticon, einem synthetischen Silikonöl, beziehungsweise Dimeticon-Gemischen oder auf Basis einzelner oder kombinierter ätherischer Öle (z.B. Kokosöl), die allerdings ebenfalls eine insektizide oder zumindest repellente (vertreibende) Wirkung besitzen können.

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Plasma gegen Kopfläuse

Ein neuer Ansatz will Kopfläusen und Nissen zukünftig mit Plasma zu Leibe rücken. Plasma wird als vierter Aggregatzustand bezeichnet. Es entsteht, wenn einem Gas zum Beispiel durch Hitze oder Hochspannung Energie zugeführt wird. Die im Gas enthaltenen Atome werden dadurch ionisiert, das heißt, die Elektronen werden aus der Atomhülle herausgeschlagen. Das auf diese Weise elektrisch aufgeladene Gas ist sehr reaktiv und wirkt ähnlich wie freie Radikale.

Das Anwendungszentrum für Plasma und Photonik am Frauenhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik (IST) in Göttingen hat nun einen batteriebetriebenen Läusekamm patentieren lassen, der durch einen kurzfristigen Hochspannungsimpuls die Luft zwischen den Kammzinken in kaltes Plasma verwandelt. Die Zinken dienen dabei als Elektroden, über welche die Luft zwischen den Zinken elektrisch aufgeladen wird. Normalerweise kann Plasma je nach zugeführter Energiemenge sehr hohe Temperaturen erreichen. Im Falle des Läusekamms ist der elektrische Impuls jedoch so kurz, dass das Plasma die Raumtemperatur nicht übersteigt.

Für Läuse und Nissen ist Plasma dem Anschein nach tödlich. In ersten Testversuchen in verschiedenen Kinderarztpraxen will das Entwicklerteam schon nach dem ersten Auskämmen die Hälfte der Läuse mithilfe der elektrischen Ladung abgetötet haben. Die Forscher versprechen, dass man die Plagegeister mit der neuen Technologie innerhalb eines Tages loswerden könne. Für Haut und Haare soll der Kamm dagegen völlig unschädlich sein.

Noch wurden bislang nur Funktionsmuster präsentiert. Geplant ist jedoch, den Kamm bald als kosmetisches Produkt auf den Markt zu bringen, allerdings nur in kleiner Auflage.

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